Der Traum
Es ist jedes Mal das gleiche Bild, ein großer runder Tisch in der Sonne. Der Tisch ist zu dieser nachmittäglichen Stunde voll besetzt. Eine Oma (vielleicht meine Oma) mit gesteifter Schürze agiert eifrig, sie schneidet Blechkuchen auf. Die handlichen Stücke – mit vielen Äpfeln drauf – wandern in kleine und gierig schmatzende Kinder- mäuler. Es wird gelärmt und Kakao getrunken.
Es ist jedes Mal schönes Wetter. Vielleicht liegt es auch nur an der Erinnerung? Da ist schließlich auch jedes Mal schönes Wetter. Die unendlich langen Sommerferien, die glücksseeligen Momente mit baden und toben. Die unendlich langen Stunden auf dem Holzfloß. Der große Garten mit seinen unüberblickbaren Ecken.
Es ist jedes Mal die selbe Decke, die uns im Apfelbaum sitzend vor der Sonne schützt. Unsere Baumhütte, mit Ausguck und Rückzugsmöglichkeit. Es ist jedes Mal der glei- che Ruf, der uns das Ende des täglichen Spiels ankündigt. Trotz sinkender Sonne überrascht uns Dieser immer wieder aufs neue.
Es ist jedes Mal das selbe dicke Märchenbuch vor dem einschlafen. Es hat unendlich viele lustige, spannende oder auch gruselige Geschichten parat, und immer gewinnt am Ende das Gute.
Es ist jedes Mal das gleiche Geräusch der ächzenden Dielen in dem alten Haus. Oma kommt und will uns wecken, mit uns den neuen Tag begrüßen. Aus dem Fenster schauen und feststellen, dass wieder das herrlichste Badewetter ist.
Fotografie, C-Print auf Alu-Dibond, 105 x 140 cm, 2014
Date:
7. Juli 2025