Orientierung
Die fotografische Arbeit zur Serie Orientierung entstand innerhalb eines gesamten Tagesaufenthaltes in der Rostocker Nikolaikirche, im Frühsommer 2016. Es waren sonnige Stunden, bei denen das Licht sich um die Kirche drehte. Ein Tag, an dem Licht, Raum und Zeit als fotografische Bestandteile spürbar zusammenkamen.
Die Motive wurden überbelichtet aufgenommen, um so die Metapher vom „Licht der Welt“ aufzugreifen. Die dadurch entstandene Reduktion des Beobachteten ist nicht auf räumliche Dokumentation aus. Es geht viel mehr um den nach Osten ausgerichteten Raum, in dem sich Glaube, Hoffnung und Liebe, aber auch Irrungen über viele Jahrhunderte hinweg verdichteten.
Der vorherrschend lucide Ton der Arbeiten gibt in abstrakter Andeutung nur wenige Konturen des Raumes frei. Die Absenz von Altar, Taufbecken oder Kanzel durchbricht die stereotypen Erwartungen an diesen sakralen Ort, der 1974 umgewidmet wurde.
Im semantischen Weglassen liegt für den Betrachter die Möglichkeit einer eigenständigen Motivdeutung. Beim Spüren des Genius Loci ist eine Orientierung zwischen Vergangenheit und Gegenwart möglich.
C-Print auf Alu-Dibond, i.O. 120 x 100 cm, 2016