Gollwitz
Was ist diesem Strand an der Ostsee fotografisch abzuringen?
Es ist ein Steinstrand, der in Mecklenburg-Vorpommern nicht oft vorkommt. Ein Ostseemotiv, das nicht das gängige Klischee von Sand und Strandkorb bedient: keine Muscheln, keine Wellen.
Die Arbeiten schaffen ein anderes Bild von der Ostsee – eine harsche Landschaft, gegen die romantische Idealisierung des ewig gleichen Liedes der an den Strand schlagenden Wellen.
In induktiver Arbeitsweise erlief ich mir dieses Stück Natur und war begeistert. Dort wo andere achtlos weitergehen, habe ich Motive wie diese Mondlandschaft entdeckt. Durch die starken Bildkontraste wurde das Wesentliche herausgefiltert und eine perfekte Klarheit geschaffen. Einen Minimalismus der Tiefe. Nichts Überflüssiges, ohne jeden Tamtam.
Am Gollwitzschen Schuttrand der eiszeitlichen Moräne nagt die See. Die lockeren Steine werden von den Wellen bewegt und in einem lang anhaltenden Prozess zerkleinert. Das Substrat ist dann so fein, dass das Wasser den Sand immer wieder aufnimmt, sortiert und erneut ablagert.
Die auf den großformatigen SW-Fotografien abgelichtete Natur fühlt sich anders als vertraut an. Man braucht Zeit, sich die Bilder zu erschließen. Sie verweigern sich dem flüchtigen Blick. Der Betrachter muss sich langsam herantasten, sich orientieren. Erst dann öffnet sich die Tiefe der Bilder.
Das flach stehende Licht schafft Kontraste aus Schwarz und Weiß. In der Bildnachbearbeitung wurde dieser Eindruck durch die Tonwertverschiebung, bis hin zum Verzicht auf die Grauabstufung, weiter verstärkt.
Auf der Suche nach dem kurzen Moment völliger Windstille bei unmerklichem Tidehub, interessiert mich dieser Augenblicke der Ruhe am Beginn und am Ende des sommerlichen Tages. Das immer gleiche typologische Schema der Arbeiten versucht die Kontinuität von Sonnenauf- und -untergang aufzunehmen und dadurch den fragmentarischen Charakter der Fotografie aufzuheben.
Abb. Gollwitz 2, C-Print auf Alu-Dibond, i.O. 100 x 100 cm, 2013