Horizonte
Die Motive für die Serie „Horizonte“ befinden sich vor meiner Haustür. Sie sind alle im Umkreis meines Wohnortes Woserin im Sternberger Seenland entdeckt.
Die Drucke sind anonymisiert und mit römischen Zahlen gekennzeichnet. Es geht nicht um Wiedererkennung. Nicht Dokumentation, sondern vielmehr das Innehalten, das Nachspüren eines Moments sind das Anliegen.
In dieser eiszeitlich geprägten Landschaft kann man bis zum Horizont schauen – Weite, Raum zum Atmen. Je weiter man nach Norden kommt, desto mehr Himmel ist zu erleben. Achtzig Prozent der Landschaft sind Himmel lässt Christa Wolf eine Figur in ihrer Erzählung „Sommerstück“ sagen, das in dieser Gegend spielt.
Die „Horizonte“ der Serie entstehen aus der realen Endmoräne und ausgewählter Stimmung. Die Motive sind nicht zufällig entdeckt. Meist ist schon vor der „Pirsch“ eine Vorstellung vorhanden: Bei -10°C und Raureif ist der perfekte Tag für diese und jene Hangkante. Auf solche Momente diszipliniert zu warten, lohnt auch jahrelang.
Vor allem im Winter finde ich die Szenerie auf das Wesentliche reduziert. Sie wirkt sparsam, ausgeräumt und beinahe spröde. Die Kargheit der mecklenburgischen Landschaft wird auf die Spitze getrieben. Diese Überhöhung gibt den Bildern ihre Symbolkraft.
Die scheinbar immer gleichen Landschaftselemente Felder, Wälder und die Ausrufezeichen setzenden Solitärs immer neu zu entdecken, macht den Reiz aus.
Die somit unterschiedlichen Arbeiten werden durch die Stille in der althochdeutschen Interpretation von „Laut- und Bewegungslosigkeit“ zusammengehalten. Die Prozesse der Natur scheinen angehalten und auf den Moment reduziert. Als wäre dieser Moment Ewigkeit.
Abb. Horizont XVIII, Pigmentdruck auf Baumwollpapier, i.O. 30 x 40 cm, 2009
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Date:
4. Dezember 2020